Jahresbericht des Museumsleiters

Prof. em. Dr. Heinz-Egon Rösch, Initiator und Spiritus Rector unseres Museums, hat in seiner Zeit als Museumsleiter mit seinen Jahresberichten nicht nur seine Pflicht zur Rechenschaftslegung erfüllt, sondern in vorzüglicher Weise zugleich das erste Jahrzehnt der Museumsgeschichte dokumentiert. Wir wollen diese gute Übung fortsetzen.

Übergabe der Museumsleitung

Anlässlich der Saisoneröffnung ging die Museumsleitung von Prof. Dr. Rösch auf Norbert Diehl, der von der ersten Stunde an den Aufbau des Museums begleitete, über. Die Bedeutung des Museums und die Leistungen von Heinz-Egon Rösch haben anlässlich des 80. Geburtstages seines Initiators und Inspirators der Radsportverein 1898 Gau-Algesheim mit der Verleihung der Dr. Quirin Mayer Medaille und die Stadt Gau-Algesheim mit der Ernennung zum "Verdienten Bürger der Stadt" gewürdigt.

Gäste im Museum

In der relativ kurzen Saison 2012 haben 1.370 Besucherinnen und Besucher den Weg in unser Museum gefunden. Gestärkt wurde der Kontakt mit den Schulen. Neben Schülerinnen und Schülern der örtlichen Schulen haben die 4. Klassen der Brüder-Grimm-Schule und der Präsident-Mohr-Schule aus Ingelheim sowie eine Schülergruppe der Grundschule Ockenheim unser Museum kennen gelernt. Die Gruppe aus Ober-Ingelheim wurde vom Fahrradbeauftragten der Stadt Erich Dahlheimer angeführt. Werner Schön und Norbert Diehl veranstalteten ein Projekt mit Schülern der Schloss Ardeck Grundschule.

Gäste aus den Partnerstädten, insbesondere aus Saulieu, verbanden den Aufenthalt in Gau-Algesheim mit einem Besuch des Fahrradmuseums, ebenso wie die Radtouristen des RV Vorwärts 1920 Oberjesingen, einem Stadtteil von Herrenberg, der Leichtathletik-Club Bingen, die Oldtimergruppe Rettert aus dem Taunus, der Jahrgang 1931 aus Flörsheim am Main, eine Reisegruppe der Gewerkschaft der Polizei aus Kiel, Ehemalige der Werksfeuerwehr von Boehringer Ingelheim, Mitglieder der Abt. 3 aus dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in Mainz, Mitglieder des RV Einigkeit 1910 Rodenbach/Pfalz, des Nordpfälzer Geschichtsvereins und der Rheinhessischen Weinbruderschaft sowie nicht zuletzt zahlreiche Besucher des Mittelaltermarkts rund um das Schloss Ardeck. Namentlich seien genannt der passionierte Radwanderer Hubert Schmittel aus Hamm am Rhein, der dem Museum seit Jahren die Treue hält, und Florian Blab, der mehrfache Vizeweltmeister und Deutschen Meister im 1er-Kunstfahren der Männer aus Friedrichshafen-Ailingen.

Eröffnung und Sonderausstellung

Das Rheinhessische Fahrradmuseum startete am Ostersonntag 2012 in seine 11. Saison. In den zurückliegenden Jahren, vom Eröffnungstag am 21. April 2002, bis zum Jahresende 2011 haben annähernd 20.000 Besucherinnen und Besucher das regionale Sportmuseum besucht.

Neue Exponate, neue Präsentation

Das Museumsteam nutzte die Winterpause, um den Raum „Das Fahrrad im Alltag“ neu zu gestalten: drei Räder aus dem ersten Drittel des 20. Jh. wurden an einer Deckenleiste befestigt, so dass für die übrigen bis hin zu einer Solex und einem E-Bike mehr Platz entstand. Die eigene Sammlung von Fahrradplakaten und –Bildern wurde auf einer Wand versammelt. Der Bestand an Exponaten wurde um zwei Bonanzaräder und ein frühes Elektrofahrrad erweitert.

Werbung für unser Museum

Die Firma Kleinebenne, ein Familienbetrieb aus dem ostwestfälischen Leopoldshöhe, produziert seit 1971 PATRIA Fahrräder mit einem besonderen Pfiff. Der Hinweis auf der Internetseite des Unter-nehmens auf das Rheinhessische Fahrradmuseum hat uns sehr gefreut.

Zwei Artikel von Petra Depper-Koch in der Südwestdeutschen Zeitung (Rhein-Pfalz) haben in den Sommerferien zahlreiche Besucher aus der Pfalz verführt, unser Museum zu besuchen. Anlass war die Vorstellung eines neuen Radwanderführers über die Deutsche Weinstraße und die Pfälzer Rheinebene von Heinz-Egon Rösch.

Das Fahrradmuseum unterwegs

Mit Unterstützung des ADFC Köln und der örtliche Vereine feierte die Stadt Wermelskirchen die Eröffnung eines Radweges auf der Balkantrasse, der das Bergische Land mit dem Rheinland verbindet. Volker Jaquet und Norbert Diehl nutzen die Gelegenheit, Informationen über das Rheinhessische Fahrradmuseum in Wermelskirchen-Tente unter ein interessiertes Publikum zu bringen. Den Trans-port der Exponate unterstützte großzügig die Verbandsgemeinde mit ihrem Bus.

Beim Rheinland-Pfalz-Tag in Ingelheim reihte sich unser Museum in den Markt der Städte und Landkreise ein. Ministerin Eveline Lemke ließ sich nicht zweimal bitten, das Reiten auf dem Cavallo auszuprobieren, als sie auf ihrem Gang entlang der Stände von Gemeinden, Initiativen und Projekten bei der Stadt Gau-Algesheim und dem Rheinhessischen Fahrradmuseum vorbei kam.

Von unserem Schatzmeister Emanuel Rösch gleichsam ministeriell betreut, lernte die Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung den alternativen Fahrradantrieb des Maschinen- und Flugzeugbau-Ingenieurs Hans Günter Bals kennen. Beim Festzug am Sonntag, den Wolfgang Schmitt mit seinem Hochrad sowie Hermann Lutz mit dem Cavallo und Helmut Fastner mit dem Bonanza-Rad bereicherten, trotzten Museum, Radsportverein und Elitefahrer im Kunstfahren aus dem Kreis Mainz-Bingen klaglos dem widrigen Wetter. Beim Halt vor der Ehrentribüne in der Ottonenstraße bot sich dem RSV-Vorsitzenden Hermann Schön und dem Museumsleiter die Gelegenheit, die Landesregierung zum Finale der German Masters nach Gau-Algesheim einzuladen und Ministerin Lemke die Aufnahmen vom Vortrag zu überreichen.

Die Zusammenarbeit des Rheinhessischen Fahrradmuseums mit dem SWR hat sich über die Jahre vielfach bewährt. Für die Sendung „Zehn Dinge, die wir schon fast vergessen haben“ radelte Jens Hübschen über Schlossgasse und Schlossplatz, für Sendungen in der Reihe SonntagAbend mit Markus Brock holten die Requisiteure gleich fünf Exponate nach Baden-Baden.

Zum German Masters Finale im Kunstfahren, das am 29. September 2012 in der Schloss Ardeck Halle ausgetragen wurde, steuerte das Museum nicht nur sein Fahrrad-Sofa für die Coaching-Zone bei, sondern als Blickfang auch das Laufrad von Karl Drais und die Zeitfahrmaschine von Laurent Jalabert.

Zusammenarbeit mit der Universität Mainz

Sandra Bücher, die an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz für das Lehramt an Gymnasien Sport und Biologie studiert, hat die Geschichte des Kunstradsports als Thema ihrer 1. Staatsarbeit bei Prof. Dr. Norbert Müller, einem Mitglied unseres Fördervereins, gewählt. Selbstverständlich hat das Museum die Klein-Winternheimerin, die 2005 Deutsche Juniorenmeisterin im 1er-Kunstfahren und lange Jahre Mitglied der Kunstrad-Nationalmannschaft war, unterstützt. Zugleich hat die Arbeit uns Impulse gegeben, die Geschichte der Radsportvereine in Rheinhessen noch besser zu dokumentieren und dem Kunstradsport, dem das Los einer „Randsportart“ nicht erspart bleibt, im Museum ein Gesicht zu geben.

Dank an das Museumsteam

Am Ende des Jahres gilt es, dem Museumsteam Dank zu sagen: für die Aufsichten und Führungen, für die gestalterischen und handwerklichen Arbeiten an den Exponaten und in den Ausstellungsräumen und nicht zuletzt für die Zusammenarbeit mit der Stadt, mit dem Träger- und Förderverein: Arnold Avenarius-Herborn, Norbert Diehl, Franz Gerner, Clausfriedrich Hassemer, Volker Jaquet, Ulrich Neumann, Heinz-Egon Rösch, Werner Schön, Bernhard Trapp und Albert Weis.

Der traditionelle Ausflug im Advent führte das Museumsteam diesmal an die Bergstraße. Unser Professor führte uns durch Bensheim, mit dem ihn viele Erinnerungen aus Kindheit und Jugend verbinden: die Straßen, die St. Georgskirche, die Schulen und die zahlreichen Adelshäuser, vor allem aber Erlebnisse aus der Kriegszeit mit den Zerstörungen im Stadtzentrum unmittelbar vor dem Einmarsch der US-Truppen am 26. März 1945 und den Jahren des Wiederaufbaus.

Die Buden des Weihnachtsmarktes füllten den Marktplatz und die benachbarten Seitenstraßen. Am Marktbrunnen mit der stattlichen Brunnensäule gab's köstlichen Glühwein unterschiedlicher Geschmacksrichtungen.

Der Weg von Bensheim nach Heppenheim ist nicht weit. Die Bahn brachte die Ausflügler sicher ans Ziel. Weil die Gaststätten noch nicht geöffnet hatten, bot sich ein Besuch des Museums der Sparkasse Starkenburg an. Das gut ausgestattete und ehrenamtlich geführte Geldmuseum bot interessante Einblicke in die Geschichte des Geldes und gab dem Museumsteam zugleich Anregungen zur eigenen Museumsarbeit. Mit dem Restaurant "Az" in der Kirchengasse fand sich das richtige Lokal zum Abschluss des Ausflugs: köstliche Speisen, eine freundliche Bedienung und die gemütliche Atmosphäre eines traditionellen Hauses sorgten für allgemeine Zufriedenheit.

Dank an Träger- und Förderverein

Als ehrenamtlich geführtes Museum verfügt das Rheinhessische Fahrradmuseum über begrenzte personelle und materielle Ressourcen. Umso höher ist die Unterstützung zu bewerten, die vom Trägerverein (neben Einzelmitgliedern gehören ihm unter dem Vorsitz von Bernhard Trapp die Stadt und der Radsportverband Rheinhessen an) und vom Förderverein mit seinem Vorsitzenden Hermann Lutz und den anderen Vorstandsmitgliedern geleistet wird.

Ausblick auf die Saison 2013

Mit leicht geänderten Öffnungszeiten geht das Rheinhessische Fahrradmuseum am Ostersonntag in seine 12. Saison. Die Verschiebung auf die Nachmittagszeiten 14 – 18 Uhr soll dem Publikum und den Betreuern gleichermaßen zugutekommen. Für Gruppen gilt nach wie vor, dass die Besuchszeiten frei vereinbart werden können.

Als Sonderausstellung sind Bilder und Texte eines Weltenbummlers und selbstverständlich das Mountainbike als dessen Gefährt(e), geplant. Dazu werden die Ausstellungswände gründlich überholt.