Ein Zweirad mit Pedalen (Michauline) auch Knochenschüttler genannt von 1865. Die Pedale treiben das Vorderrad an. Um eine höhere Geschwindigkeit zu erzielen, ist das Vorderrad größer als das Hinterrad. Das sogenannte Tretkurbel- velozipede hat einen Metallrahmen, einen gefederten Sattelträger und Speichenräder aus Holz mit eisernen Laufflächen.
Bild 1 von links nach rechts:
Nachbau einer Laufmaschine von 1817. Ein Tretkurbelveloziped (Michauline) von ca. 1865. Ein Crypto- Bantamrad von ca. 1890. Ein Niederrad (Safety-Rad) von etwa 1887. Ein Hochrad von ca. 1875
Die niedergeschriebene Geschichte des lenkbaren Zweirades! Sie beginnt im Jahr 1817 mit der Erfindung der Laufmaschine 1 “dem Vélocipède“ durch den badischen Forstlehrer Karl Friedrich Drais Freiherr zu Sauerbrunn. Die von Drais selbst so genannte Laufmaschine hieß später ihm zu Ehren auch Draisine. Die deutsche Bezeichnung Fahrrad für ein Zweirad entstand erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Anmerkung zum Tretkurbelantrieb! Vorab muss erwähnt werden, dass bis heute, auch bei ausführlicher Recherche, nicht eindeutig nachvollziehbar ist wer den Tretkurbelantrieb erfunden bzw. erstmalig an einem Zweirad (Velocipede) angebracht und in Betreib genommen hat. Mit dieser Erfindung werden u. a. Namen wie: Philipp Moritz Fischer, Pierre Lallemant sowie Pierre und Ernest Michaux in Verbindung gebracht. Es könnte allerdings auch irgend ein unbekannter, regionaler Zweiradhersteller gewesen sein. Für die Fachwelt gelten allerdings die Franzosen Pierre u. Ernest Michaux (Vater und Sohn) als Erfinder des Tretkurbelantriebs. Unbestätigten Berichten zur Folge sollen die Beiden bereits 1761 Tretkurbeln an einer Draisine angebracht haben.
1870 verlagerte sich, bedingt durch den Deutsch-Französischen-Krieg, die Weiterentwicklung und Produktion von Zweirädern nach Coventry in England.
Hochrad mit einer an der Vorderradnabe pendelnd aufgehängten Kerzenlampe[Bild: ]
Die Engländer James Starley und William Hillmann entwickelten und fertigten im Jahr 1870 das wohl bekannteste, erste richtige Hochrad und nannten es “Ariel Ordinary“.
Sie verwendeten erstmals Haarnadelspeichen und Stahlfelgen mit Vollgummibereifung, sowie einstellbare Pedale. Gleitlagerungen wurden durch Kugellager ersetzt. Die Feinmechanik hielt Einzug in den Hochradbau. Durch die enorme Größe des Vorderrades wurde eine größere Entfaltung (gefahrene Strecke bei einer Pedalumdrehung) realisiert und damit höhere Geschwindigkeiten erreicht. Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 40 km/h waren keine Seltenheit.
Die Auswirkungen des Hochradfahrens
Nach der Einführung des Hochrades durch die Firma „Ariel-Cycles“ entstanden alleine in England hunderte von Clubs, um dem neuen Hobby, hochradfahren nachzugehen. Das Hochradfahren erforderte Geschick und Mut, da es sehr gefährlich war. Das kleinste Hindernis konnte Stürze über den Lenker verursachen. Bei Vorderradhöhen von ca. 1,30 m und mehr waren oftmals schwerste Verletzungen, sogar Genickbrüche die Folge. Das Zweiradfahren galt als schicker Freizeitvertreib und fordert insbesondere die Herren von Stand zu sportlichen Wettkämpfen heraus. Auch das Kunstradfahren auf dem Hochrad etablierte sich und fand immer mehr Anhänger.
1884: Das erste Niederrad mit Kettenantrieb auf das Hinterrad (Safety-Bicycle) kam auf den Markt
Niederrad von ca. 1887, Hersteller unbekannt[Bild: ]
Der Neffe von James Starley, John Kemp Starley plante und fertigte das erste Safety-Bicycle „Sicherheitsrad und nannte es Rover (Umherschweifer, Vagabund) 1
1885: J. K. Starleys Rover 2 kam in den Handel und wurde zum Prototyp des modernen Fahrrades.
Die Zweiräder der Pionierzeit bis geg. Ende des 19. Jahrhunderts waren teuer und fanden ihre Kundschaft meist nur in wohlhabenden Gesellschaftsschichten.
“Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn”
Karl Friedrich Drais 1820 [Bild: ]
[Bild: Von H. Zell - Eigenes Werk [CC BY-SA 3.0]]
Er hat durch die Erfindung des lenkbaren Zweirades den Grundstein für unsere über 200jährige Fahrradgeschichte und somit für das wichtigste und am meisten verbreitete Individualverkehrsmittel der Erde gelegt.
Es ist ihm nie gelungen aus dieser Erfindung Kapital zu schlagen. Im Alter von 65 Jahren verstarb er am 10. Dez. 1851 als armer, oftmals verspotteter Mann.
Erst 40 Jahre nach seinem Tod wurde ihm, einem der genialsten Erfinder der Biedermeierzeit (1815 bis 1848), ein Denkmal gesetzt.