Lisa Hattemer: Facharbeit in Geschichte

 

„Gleichschaltung und Unterdrückung in der nationalsozialistischen Zeit am Beispiel vom Radsportverein 1898 e.V. Gau-Algesheim“

Für die Homepage des RSV 1898 überarbeitete und ergänzte Fassung der Facharbeit am Sebastian-Münster-Gymnasium Ingelheim

Gliederung

1.         Persönlicher Einstieg in das Thema

2.         Allgemein-politischer Kontext

2.1       Situation in Deutschland 1933

2.2       Begriff und Funktion der „Gleichschaltung"

3.         Geschichte des RV 1898 Gau-Algesheim 1898 - 1933

4.         Vereine unter dem Druck der „Gleichschaltung“

4.1       Allgemeine Entwicklungen

4.2       "Bürgerliche" und Arbeiter-Radfahrervereine

5.         Der RV 1898 Gau-Algesheim in den Jahren 1933 - 1940

6.         Jüdische Mitglieder im RV 1898

7.         Fazit

8.         Protokoll der Außerordentlichen Generalversammlung am 19. Juni 1933

9.         Verzeichnis verwendeter Quellen und Literatur

Durch Beschluss der Mitgliederversammlung vom 26. November 1972 wurde der Gründungsname "Radfahrerverein (RV) 1898 Gau-Algesheim" in "Radsportverein (RSV) 1898 e. V. Gau-Algesheim" umgewandelt.

 

1. Persönlicher Einstieg ins Thema

Ich habe mich für das Thema „Gleichschaltung und Unterdrückung in der national-sozialistischen Zeit am Beispiel vom Radsportverein 1898 e.V. Gau-Algesheim“ entschieden, da ich diesem Verein angehöre und denke, dass die Thematik des Nationalsozialismus nicht oft genug wieder angesprochen werden kann. Was Adolf Hitler mit seiner Politik den Menschen angetan hat, kann man als „Außenstehender" nur erahnen und aus Überlieferungen wissen. Heute, 77 Jahre nach Hitlers Macht-ergreifung 1933, verbinden viele Menschen in anderen Teilen der Welt Deutschland immer noch mit dessen Geschichte, zu der die diktatorische Staatsführung Hitlers und seines Machtapparates gehört. Durch die Schule, das Fernsehen und sonstige Medien wird die Jugend heutzutage über die Geschehnisse in der Vergangenheit aufgeklärt, sodass sie wissen, in welcher Situation sich Deutschland unter Führung der Nationalsozialisten befand. Da ich dieses Thema auch schon einige Male behandelt habe, es aber nur für ganz Deutschland betrachtet habe, habe ich mich dazu entschlossen, persönlicher auf das Thema einzugehen. Folglich beschäftige ich mich in meiner Facharbeit mit den Auswirkungen des Nationalsozialismus auf den Radsportverein Gau-Algesheim.

Ich habe zu diesem Verein eine sehr persönliche Bindung, da ich mit sechs Jahren, als der am 23. Mai gegründete „Radfahrerverein 1898 e. V. Gaualgesheim" sein 100jähriges Jubiläum feierte, in den RSV Gau-Algesheim eintrat.

Den Weg zum Verein hatte mir mein Onkel Klaus Hattemer, der selbst Kunstradfahrer gewesen war, geebnet und so begann ich das Training zusammen mit meinen Cousinen bei Pia Bischel in der vereinseigenen Halle. Mit meinem Beitritt in den Radsportverein Gau-Algesheim setzte ich die familiäre Tradition fort, die mein Urgroßvater Wilhelm Konrad begonnen und mein Großvater Emil Hattemer weitergeführt hatte.


Im Jahre 2000 gewann ich den ersten Titel mit der Kreismeisterschaft Mainz-Bingen, 2006 stand ich mit dem 3. Platz erstmals bei der Deutschen Meisterschaft auf dem Podium, wurde 2008 und 2010 bei den Juniorinnen Deutsche Meisterin und erreichte 2009 und 2010 mit dem Gewinn der Europameisterschaft internationale Erfolge.

Im Radsportverein 1898 e.V. Gau-Algesheim hat der Blick in die Geschichte immer eine Rolle gespielt; dies weisen alle Festschriften seit der Bannerweihe 1904 und die Programmhefte von Verbandstagen aus. Historische Ereignisse und kulturelle Entwicklungen haben der große Festzug von 1998, das 2002 eröffnete Rheinhessische Fahrradmuseum zur Geschichte des Fahrrades und des Radfahrens, aber auch die Feier zum 50. Geburtstag der Radsporthalle am 7. Mai 2010 immer wieder thematisiert. Es ist kein Zufall, dass alle Protokollbücher des Radsportvereins Gau-Algesheim seit 1898 erhalten sind.

Der mit der Machtübernahme der NSDAP 1933 eingeführte Begriff „Gleichschaltung" eignet sich, um konkrete Ereignisse der Vereinsgeschichte darzustellen und sie zugleich im allgemeingeschichtlichen Kontext zu betrachten und zu bewerten, weil er ein zentrales Instrument des politischen und gesellschaftlichen Ausbaus der nationalsozialistischen Herrschaft darstellt.

2. Allgemein-politischer Kontext

2.1      Situation in Deutschland 1933

Am 30. Januar 1933 kam Hitler an die Macht, indem er vom Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde. Im Vorfeld zeigte sich jedoch schon, dass die NSDAP im Laufe der Reichstagswahlen ab 1924 mehr und mehr Anhänger erreichte. Während am 7. Dezember 1924 von einer Wahlbeteiligung von 77,0 % gerade einmal 3,0 % die Liste der „Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung“ wählten, waren es sechs Jahre später am 14. September 1930 schon 18,3 % aller Wähler. Insgesamt sechs Millionen hatten die NSDAP gewählt. Am 5. März 1933 waren es schließlich 43,9 % der Wähler, die sich für die NSDAP entschieden.

Obwohl die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei mit diesem Ergebnis die absolute Mehrheit nicht erreichte, muss man sich fragen, warum so viele Menschen (freiwillig oder nicht) sich letzten Endes dazu entschlossen, der NSDAP ihre Stimme zu geben oder als Mitglied in diese Partei einzutreten.

Einer der wichtigsten Punkte ist wahrscheinlich, dass Adolf Hitler ein großes Talent als Redner hatte. Er hatte die Fähigkeit, die Menschen von seinen Ansichten zu überzeugen und sie regelrecht in seinen Bann zu ziehen. Somit machten er und seine Partei den Deutschen große Versprechen. Er warb damit, dass Deutschland wieder an Macht gewinnen und somit seine Position als eine Weltmacht erneut erreichen würde. Zudem sicherte er dem Volk Ordnung und Sicherheit, Arbeit und Soziale Dienste zu.

Unterstützt wurde er anfangs von den Anhängern nationalsozialistischer und antisemitischer Parteien, zuletzt aber auch von der Arbeiterschaft, da es ihm gelang, die Arbeitslosigkeit innerhalb weniger Jahre zu beseitigen. Der Antisemitismus der NSDAP fand eine große Resonanz in der Bevölkerung, wo er tief verankert war, ohne freilich immer in Aggressivität und Gewalt seinen Ausdruck zu finden.

2.2 Begriff und Funktion der „Gleichschaltung"

Der Begriff „Gleichschaltung" wurde mit dem 1. Gleichschaltungsgesetz am 31. März 1933 durch den Reichsjustizminister Franz Gürtner geprägt. Bei der Betrachtung dieses Begriffes kann man auf verschiedene Definitionen zurückgreifen. Eine mögliche Bestimmung ist die „politische Gleichschaltung", die diese als „Aufhebung des politischen und organisatorischen Pluralismus durch Anpassung der vorgefundenen Organisationsstrukturen bestehender Körperschaften und Institutionen an das nationalsozialistische Führerprinzip"' beschreibt und die sich insbesondere auf die Gleichschaltungsgesetze im März und April 1933 bezieht. Das „Vorläufige Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" vom 31. März 1933 beinhaltet, dass die Stadträte, Stadtverordnetenversammlungen und Gemeinderäte bis zum 30. April 1933 neu gebildet werden mussten, während das „Zweite Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" dem Reichspräsidenten ermöglichte, Statthalter in die Länder einzusetzen. Das Ziel, das der Reichskanzler Adolf Hitler mit diesen Gesetzen verfolgte, war, dass sich jegliche politische Organisationen und Parteien der nationalsozialistischen Führung unterwerfen sollten, sodass die Politik Deutschlands vereinheitlicht wurde. Der Staat sollte folglich radikal zu einem großen Ganzen umgewandelt werden.

Eine weitere Bedeutung des Begriffs Gleichschaltung lässt sich ebenfalls in Cornelia Schmitz-Bernings Werk finden - die Autorin spricht von einer „inneren Gleichschaltung". Diese stellt eine „Anpassung des Denkens und Handelns an die nationalsozialistische Weltanschauung"' dar. Jeder Volksgenosse sollte innerlich davon überzeugt sein, dass ein Staat mit einer zentralen Regierung das Beste für das Land ist. Die Bevölkerung sollte hierbei stolz auf ihr Vaterland sein und akzeptieren, dass bei solch einem Schritt keine Kompromisse denkbar sind. Dies bedeutet, dass man damit rechnen musste, dass Individualität verloren gehen kann und dass Menschen einer „anderen Klasse oder Rasse" (d.h. zum Beispiel die Juden) abgegrenzt werden mussten.

Zusammengefasst lässt sich somit sagen, dass die Gleichschaltung nach einem Einparteienstaat strebte und somit alle anderen politischen und gesellschaftlichen Organisationen, die den Machtanspruch der NSDAP gefährdeten, ausschalten wollte.

Wie zu Beginn erwähnt, wurde der Begriff „Gleichschaltung" 1933 durch Franz Gürtner eingeführt und hatte bis 1945 durchaus eine positive Bedeutung. In diesem Zeitraum, in dem viele Menschen Hitler und somit die NSDAP unterstützten, war es das Ziel all dieser Menschen, Deutschland und all seine Institutionen unter einer starken Zentralgewalt zu einigen. Nach dem verlorenen 2. Weltkrieg und nachdem sich die Bevölkerung der Folgen Adolf Hitlers Politik bewusster waren, wurde der Begriff „Gleichschaltung" allerdings negativ assoziiert. Er erfuhr daher eine Abwertung, indem man ihm Bedeutungen wie „unter Druck auf eine einheitliche Linie bringen" oder „gleiches Denken und Handeln bewirken oder erzwingen" zuschrieb.

3. Geschichte des RV 1898 Gau-Algesheim 1898 - 1933

Die Lektüre der Protokollbücher von 1898 bis 1933 zeigt ein ständiges Auf und Ab des Vereinslebens.

1898 wurde der „Radfahrerverein Gaualgesheim" im „Deutschen Haus" von 15 Bürgern gegründet. Diese 15 Mitglieder des neu hervorgegangenen Vereins wählten Dr. Quirin Mayer zum 1. Vorsitzenden. Bereits einen Monat später, am 26./27. Juni 1898, präsentierte sich der noch sehr kleine Verein beim 50jährigen Stiftungsfest des Gesangvereins Cäcilia.

In den folgenden 35 Jahren zeigt die Chronik, dass sich der Verein bemühte, möglichst viele Aktivitäten zu veranstalten und sich der Öffentlichkeit zu zeigen. So fanden beispielsweise am 23. Februar 1903 der erste Maskenball im „Hotel Kaiser" und am 19./20. Juni 1904 die Bannerweihe, die „einen guten Zuspruch bei der Bevölkerung der Stadt sowie den benachbarten Radfahrervereine erfährt, statt.

Bis 1907 entwickelte sich der „Radfahrerverein Gaualgesheim" vorbildlich, sodass die Gau-Algesheim Radfahrer bei Jubiläumsveranstaltungen vertreten waren und die finanzielle Möglichkeit hatten, „sechs Reigenmaschinen der Marke Opel für 320 Mark zu beschaffen".

Dies änderte sich allerdings in den folgenden Jahren, da der Verein sich in einer Krise befand. Hintergründe könnten sein, dass die Euphorie der Gründungsjahre nachließ, oder dass der Verein nach dem großen Aufwand durch die Bannerweihe 1904 erschöpft war. So wurde 1908 das 10jährige Jubiläum des Vereins nicht im angemessenem Rahmen gewürdigt, einige Gründungsmitglieder beendigten ihre Beteiligung am Radsportverein, innerhalb eines Jahrzehnts hatte der Verein drei Vorsitzende und die vor kurzer Zeit erworbenen Reigenräder wurden verkauft. Den verbliebenen Mitgliedern war bei der Sitzung am 3. Dezember 1912 durchaus bewusst, dass die aktuelle Situation des Vereins keinesfalls beruhigend ist. Diese Vermutung lässt sich durch das Protokollbuch bestätigen, da erwähnt wurde, dass der Radsportverein Gau-Algesheim „früher so glänzend dagestanden hatte." Als es schließlich 1914 zum Ersten Weltkrieg kam, fand am 20. November dieses Jahres die letzte Versammlung im Krieg statt. In den folgenden fünf Jahren tagten die Radfahrer kein einziges Mal, sodass die Vereinsarbeit erst am 15. September 1919 wieder aufgenommen wurde. Inhalt der Tagesordnung war unter anderem, die Wahl des Vorstandes, bei der Wilhelm Hassemer nach 1914 weiterhin das Amt des 1. Vorsitzenden innehaben durfte.

Nach diesem durch den Krieg bedingten Einschnitt in die Vereinsgeschichte, lässt sich nach 1919 ein Aufschwung im Vereinsleben erkennen. Dies beinhaltet zum Beispiel, dass der Verein die 1903 eingeführte Tradition eines Maskenballs am 16. Februar 1920 weiterführte. Bei dieser Veranstaltung rückten die Folgen des 1. Weltkrieges in den Hintergrund und stattdessen war „der Besuch gut, die Stimmung rosig, der Verlauf gemütlich, wie es bei den Radfahrern immer gewesen. Des Weiteren bemühte man sich, den Saalradsport publik zu machen und veranstaltete daher ein „Saalsportfest", durch das der Verein 2.438,10 Mark einnahm. Dieses Geld konnten die Gau-Algesheimer gebrauchen, um im Dezember 1921 30 Exemplare des Deutschen Radfahrer-Liederbuches anzuschaffen.

Wie allerdings zu Beginn erwähnt, zieht sich durch die Chronik ein Auf und Ab der Situation des Radsportvereins, was bedeutet, dass der Verein nach den durchaus positiven Ereignissen der Nachkriegszeit, 1922/1923 erneut einen „Rückschlag" einstecken musste. 1923 hätte das 25jährige Jubiläum des Radfahrervereins stattfinden sollen, jedoch wird dieses Fest wegen der „abnormen Zeitverhältnisse", d.h. aufgrund Inflation, die durch den 1. Weltkrieg, die Ruhrkrise und den von der Reichsregierung ausgerufenen „Passiven Widerstand" bedingt war, auf das Jahr 1925 verlegt und vom 9.-11. Mai 1925 nachgefeiert.

Bis 1933 entwickelte sich das Vereinsleben in normalen, sportlich allerdings bescheidenen Bahnen.

4. Vereine unter dem Druck der „Gleichschaltung“

4.1       Allgemeine Entwicklungen

In den Gleichschaltungsgesetzen von 1933 oder sonstigen Regelungen zur Thematik lässt sich kein Hinweis darauf finden, dass die Vereine die Gleichschaltung durchführen mussten. In der „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Februar 1933 wird zwar Artikel 124 der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919, der unter anderem besagt, dass „Alle Deutschen das Recht haben, zu Zwecken, die den Strafgesetzen nicht zuwiderlaufen, Vereine oder Gesellschaften zu bilden“ aufgehoben, jedoch beinhalt auch dieses Gesetz keine Aufforderung Verordnung, Vereine gleichzuschalten.

Die nationalsozialistischen Machthaber erzwangen im Zuge der Ausweitung der Gleichschaltung über die politischen und territorialen Institutionen hinaus die Umbildung der Vereinsvorstände nach dem sogenannten „Führerprinzip", den Beitritt zu den neuen Großorganisationen auf Reichsebene und unter der Überschrift des Kampfes gegen „Juden und Marxisten“ den Ausschluss jüdischer Mitglieder und von ausgewiesenen Vertretern der KPD, aber auch von den demokratischen Parteien der Weimarer Republik (SPD, DDP, DVP und Zentrum).

Maßgeblich und förderlich für die Durchführung der Gleichschaltung war wahrscheinlich, dass eine vorauseilende Bereitschaft vorhanden war, das neue System zu unterstützen und somit Juden und Marxisten auszuschließen. Diese Behauptung wird in Friedemann Bedürftigs Artikel „Sport für den Führer“ (DIE ZEIT, Nr. 51 vom 14. Dezember 1984)  bestätigt. Der Autor legt dar, dass sich „Der Sport ganz in den Dienst des Nationalsozialismus gestellt hatte und Forderungen der neuen Regierung erfüllt waren, „noch ehe sie gestellt waren“- Carl Diem, Organisator der Olympischen Spiele 1936 und Gründer der Kölner Sporthochschule1947, der sich 1933 weigerte, in die NSDAP einzutreten, dann aber noch am 18. März 1945 die Mitglieder der Hitlerjugend zum „finalen Opfergang für den Führer“ aufrief,  fasst die Haltung vieler Sportfunktionäre in den Urteil zusammen: „Charakterlos wie ein Sportführer."

4.2 "Bürgerliche" und Arbeiter-Radfahrervereine

Die ersten Radsportclubs wurden von Technik- und Fortschrittsbegeisterten der Mittel- und Oberschicht gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. So wurde in Deutschland am 17. April 1869 der erste Radsportclub unter dem Namen „Eimsbütteler Velocipeden-Club" in Altona/Elbe gegründet. Aufgrund der im 19. Jahrhundert stattfindenden Industrialisierung, des wachsenden politischen und kulturellen Selbstbewusstseins der Arbeiterschaft und der Tatsache, dass die Arbeiter von den oberen Schichten unter anderem in Bezug auf die Mitgliedschaft in Vereinen ausgegrenzt wurde, organisierten sich diese in eigenen Vereinigungen. Während sie sich mit „Frisch auf!" begrüßten, verwendeten die bürgerlichen Radfahrervereine zum Gruß „All Heil!". Die zuletzt erwähnte Grußformel findet sich auch im Protokollbuch des Radsportvereins Gau-Algesheim wieder. Mit ihr wurden durchgängig bis zum Ende des letzten Jahrhunderts die Sitzungen des Vorstandes und die Mitgliederversammlungen geschlossen.

Die einzelnen proletarischen Radfahrervereine schlossen sich 1896 in Chemnitz zur „Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität" (ARB-Solidarität) zusammen und stellten bald den größten Einzelverband der deutschen Arbeitersportbewegung dar. Zudem erreichte die Solidarität, die sich seit 1928 „Arbeiter-Rad- und Kraftfahrer-Bund Solidarität" (ARKB-Solidarität) nannte, eine beachtliche Mitgliedschaftszahl von 350.000 Menschen im Deutschen Reich. Schließlich führte die kompromisslose nationalsozialistische Herrschaft zur Zerschlagung der Arbeitersportvereine, wie die ARKB-Solidarität einer war, sodass bis November 1933 den Vereinen zunächst die Sportgeräte entfernt und sie im Laufe der wenigen Monate vollkommen aufgelöst wurden.

5. Der RV 1898 Gau-Algesheim in den Jahren 1933 - 1940

Einen derart massiven und ihre Existenz vernichtenden Druck erlebten die bürgerlichen Radfahrervereine im Zuge der Gleichschaltung nicht. Wie bereits zu Beginn meiner Facharbeit erwähnt, gewann die NSDAP am 5. März 1933 im Deutschen Reich 43,9 % der Wählerstimmen. Im Vergleich zu diesem Ergebnis und den Wahlergebnissen in den evangelisch und agrarisch geprägten Nachbargemeinden, zeigen die Resultate dieser Wahl in Gau-Algesheim ein anderes Bild, da dort gerade einmal 26,5 % für die NSDAP stimmten, während sich 46,6 % der Menschen für das Zentrum entschieden. Dieser Ausgang der Wahl bestätigt, dass sich die NSDAP zumindest zu diesem Zeitpunkt in der katholisch geprägten Stadt noch nicht durchsetzten konnte und gibt ein Anzeichen dafür, dass die Partei und ihre Gesetze die Gau-Algesheimer zunächst nicht sonderlich überzeugt hatten.

Auf der Grundlage dieser Aussagen möchte ich nun genauer auf die Auswirkungen, die die Gleichschaltungsgesetze auf den Radfahrerverein Gau-Algesheim hatten, eingehen. Durch die Wahlergebnisse des 5. März 1933 lässt sich bereits erschließen, dass die Mehrheit der Gau-Algesheimer Bevölkerung hinter dem Zentrum und somit nicht auf der Seite der NSDAP stand. Außerdem ist bereits bekannt, dass die bürgerlichen Vereine, wie der RV 1898 Gau-Algesheim einer ist, zwar einige Änderungen vornehmen mussten, sie aber nicht existentiell wie die Vereine der Arbeiterschaft gefährdet waren.

Wenn man die Protokollbücher bearbeitet, lassen sich für den RV nur zwei Folgen der Gleichschaltung erkennen: die Umbildung des Vorstandes in der Außerordentlichen Generalversammlung am 19. Juni 1933 und die Einflüsse, die von den staatlichen Organisationen, wie zum Beispiel den 1934 gegründeten Deutschen Reichsbund für Leibesübungen, ausgingen.

Die Außerordentliche Generalversammlung am 19. Juni 1933 beinhaltete als Tagesordnungspunkt „1.) Gleichschaltung". Die Veränderungen, die diese mit sich brachte, lassen sich vor allem in den Bezeichnungen des Vorstands wieder finden. Während bis zum 14. Januar 1933 noch die Begriffe „1. Vorsitzender", „2. Vorsitzender", „Beiräte", „Sportausschuss" oder „Bannerfahrer" üblich waren, bekamen die entsprechenden Ämter nun neue Namen. Die Versammlung wählte den bisherigen 1. Vorsitzende Wilhelm Hassemer „mit vollem Vertrauen zu seinem ersten Führer". Dieser hatte damit das Recht, die anderen Positionen der Vereinsführung zu besetzen, d.h. seine Unterführer zu bestimmen, was man das sogenannte „Führerprinzip" nennt („Unterführer" werden nicht gewählt, sondern festgelegt).

Die wesentlichen Auswirkungen der Gleichschaltung und des Wechsels der Reichsführung zeigten sich allerdings erst in den darauf folgenden Jahren. Nachdem die Aktivitäten des Radfahrervereins 1934 „fast ganz zum Erliegen kommt, wie man unter anderem daran erkennen kann, dass in diesem Jahr gerade einmal vier Versammlungen stattfanden, verbesserte sich die Lage des Vereins in den folgenden Jahren wieder. Unter Leitung des neuen Führers Jean Kling, der seit dem 2. April 1935 das Amt des „Führers" innehat, beschloss die Vorstandssitzung am 15. April 1935, „wenigstens einmal im Jahre eine gemeinsame Wanderfahrt“ durchzuführen. Dies zeigt, dass aufgrund des Rückgangs des vergangenen Jahres die Notwendigkeit bestand, den Verein wieder attraktiver für die Mitglieder darzustellen, und der RV sich daher darum bemühte, den Verein erneut aufblühen zu lassen. So präsentierte sich der Verein beispielsweise beim 75jährigen Stiftungsfest der Freiwilligen Feuerwehr.

Der in den Protokollen verzeichnete Gruß am Ende der Versammlungen spiegelt die veränderte Situation wider, allerdings erst mit Verzögerung und dann doch recht uneinheitlich: Das traditionelle „All Heil“ verzeichnen die Protokolle zu den Sitzungen am 14. Januar 1933, 12. Januar 1934, 10. März 1934, 2. April 1934, und am 15. April 1935. Diese Vorstandssitzung wird vom „Vereinsführer“ Jean Kling mit „All Heil“ eröffnet und mit „All-Heil-Hitler“ geschlossen. Am 18. Mai und 13. Juni 1935 beginnen und enden die Sitzung mit „All Heil“, bis die Monatsversammlung am 13. Juli 1935, sowie die Vorstandssitzungen und Generalversammlungen der Jahr 1936 und 1937 von Jean Kling mit „All Heil“ und „Heil Hitler“ geschlossen werden. Die Monatsversammlung vom 10. Januar und die Vorstandssitzung am 5. Februar 1938 werden „mit dem Sieg-Heil auf den Führer“ bzw. „mit dem Gruß an den Führer“ geschlossen.

Die dem Radfahrerverein Gau-Algesheim übergeordnete Institution „Deutscher bzw. Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen" beeinflusste das Vereinsleben in verschiedenen Bereichen. Hitlers Erziehungsziele zeichneten sich dadurch aus, dass er Kindern einerseits Tapferkeit und Gehorsam, andererseits auch körperliche Fitness beibringen wollte. Den Mitgliedern des Radfahrervereins war daher bewusst, dass sie, um in das „System" zu passen, stets darum bemüht sein mussten, den Verein interessant für die Jugend zu präsentieren. Das bedeutet, dass diese Menschen durch den Radsport die Möglichkeit haben sollten, Hitlers Philosophie näher zu kommen. Ziel des Vereins ist es somit, „eine rege Werbung durchzuführen", um die sportliche Betätigung der Jugendlichen zu unterstützen. Des weiteren wird im Protokollbuch bei der Vorstandssitzung am 1. Februar 1936 angesprochen, dass „bei allen Vereinen eine Bestandserhebung des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen durchgeführt wird“. Dies zeigt, dass im Laufe der Jahre immer mehr Bereiche des öffentlichen Lebens durch den Staat und folglich durch die NSDAP kontrolliert wurde.

Ohne Niederschlag im Protokollbuch des Radfahrervereins, aber sicher nicht ohne Einfluss auf das öffentliche Klima in Stadt und Region bleibt die Tatsache, dass in Rheinhessen seit dem 7. März 1933 politische Gegner des Nationalsozialismus in das zunächst „wilde“, ab Mai 1933 reguläre Konzentrationslager Osthofen eingeliefert wurden. Mit diesem Lager verfolgte Werner Best, der "Staatskommissar für das Polizeiwesen in Hessen" eine Politik der Einschüchterung, die sich auf das politische und gesellschaftliche Leben in den rheinhessischen Städten und Gemeinden auswirkte. Gau-Algesheimer Mitgliedern des Zentrums und der SPD wurden Fensterscheiben eingeworfen und Türen eingetreten. Mindestens zwölf Bürger wurden nach Osthofen verschleppt, zehn von ihnen waren aktive Mitglieder des katholischen Zentrums, zwei Sozialdemokraten. 

Um ein weiteres Bild von den Auswirkungen der Machtergreifung Hitlers auf die Vereine zu zeigen, möchte ich als einen weiteren Zusammenschluss den Radfahrer-Verein Finthen 1905 e.V. erwähnen. In dessen Vereinschronik ist niedergeschrieben, dass „alle Vereine nachweisen müssen, dass dem Verein keine Marxisten und Juden angehören". Allein diese Aussage zeigt schon einen Unterschied zum RV Gau-Algesheim, da in diesem beispielsweise das jüdische Mitglied Moritz Raphael 1934 noch als Revisor die Vereinskasse im Auftrag der Generalversammlung prüfte. Die Folge der Gleichschaltung für den RV Finthen ist, dass die entsprechenden Personen aus dem Verein entfernt wurden, sodass dieser folglich am 17. Juni 1933 bestätigen konnte, frei von jüdischen und marxistischen Mitgliedern zu sein. Diese Bekanntmachung wurde in Anwesenheit des NSDAP-Ortsgruppenleiters und des von den Nazis eingesetzten Bürgermeisters vorgetragen.

Eine Gemeinsamkeit, die sich in beiden Vereinen wieder findet, ist, dass die politische Situation mit all ihren Maßnahmen die Vereine und ihre Arbeit beeinflusste. Somit nehmen aufgrund der „permanenten Kontrolle, der Angst etwas Falsches zu sagen oder zu schreiben" die Vereinsaktivitäten des RV Finthen ab. Dies trug auch dazu bei, dass die Mitgliederanzahl in den folgenden Jahren stark sank.

Um einen Vergleich zu einem weiteren Gau-Algesheimer Verein ziehen zu können, habe ich mich dazu entschieden, den Turnverein „Eintracht" 1880 e.V. Gau-Algesheim näher zu betrachten. Am 8. Mai 1933 beschloss der Turngau Rheinhessen, dass Juden und Marxisten aus den Vereinen ausgeschlossen werden müssen. Diese Entwicklung spiegelt sich folglich auch in der Vereinschronik wieder, die zum einen besagt, dass der Vorstand Veränderungen erfuhr, zum anderen aber auch, dass „alte Turner dem Verein ihren Austritt erklären mußten". In diesem Zusammenhang wird allerdings nicht näher darauf eingegangen, wer die „alten Turner" sind. Durch die Tatsache bedingt, dass der Turnverein Gau-Algesheim dem Turngau Rheinhessen untergeordnet war, lässt sich allerdings vermuten, dass diese Personen vorwiegend dem Kreis der "Juden und Marxisten" angehörten.

6. Jüdische Mitglieder im RV 1898 Gau-Algesheim

Der Radfahrerverein Gau-Algesheim hatte einige jüdische Mitglieder und weist anhand der Listen, die in den Protokollbüchern verzeichnet sind, eine Selbstverständlichkeit der Mitgliedschaft jüdischer Personen auf.

Moritz Raphael wurde am 20. April 1880 in Ockenheim geboren und trat am 21. Februar 1921 in den Verein ein. Er hatte das Amt des Kassenprüfers inne und wurde im Dezember 1931 und im Januar 1933 ins Ehrengericht des Vereins gewählt. Raphael starb am 9. Dezember 1935 in Gau-Algesheim und wurde schließlich als einer der letzten auf dem Judenfriedhof beerdigt. „Im Mitglieder-Verzeichnis der Aktiven 1934" wurde Moritz Raphael als 37. aufgelistet, jedoch wurde später sein Name mit dem Vermerk „abgem." durchgestrichen. Sein Sohn Hermann wurde am 5. Mai 1922 als Mitglied in den Verein aufgenommen und nach Vollendung des 17. Lebensjahres am 3. Juni 1925 am 3. Juni 1925 ein „ordentliches Mitglied". Im Jahre 1931 wanderte Hermann zusammen mit seinem Bruder Arthur nach Amerika aus, sodass hinter seinem Namen der Vermerk im Mitgliederverzeichnis „Amerika" hinzugefügt wurde.

Ein weiteres Vereinsmitglied jüdischer Herkunft ist Moritz Seligmann. Er wurde am 25. Juni 1881 als Sohn eines Kaufmanns geboren und trat als 50. Mitglied am 1. Mai 1900 in den RV Gau-Algesheim ein. Während seiner Zeit im Verein, besetzte er wichtige Ämter, wie zum Beispiel die des 1. und 2. Fachwarts. Aus dem Protokollbuch geht hervor, dass er Gau-Algesheim verlassen hat, jedoch ist der Zeitpunkt hierbei unbekannt. Zuletzt wurde Seligmann im 3. Band des Protokollbuchs in dem Mitgliederverzeichnis 1923 aufgelistet, bei dem von einer späteren Hand jedoch ein Kreuz hinter seinen Namen hinzugefügt wurde. Folglich wurde der Jude in den darauf folgenden Mitgliederlisten von 1924/1925, etc. nicht mehr erfasst. Es besteht allerdings die Vermutung, dass Moritz Seligmann 1941 im Konzentrationslager Theresienstadt umkam, jedoch lässt sich diese These nur schwer überprüfen.

Die meisten anderen jüdischen Mitglieder verstarben entweder schon vor der Machtergreifung Hitlers, wie zum Beispiel Adolf Lazarus, August Seligmann (geb. 1941, gest. 1909) oder Leopold Rosam (geb. 1874, gest. 1916), oder verließen freiwillig oder gezwungen die Stadt Gau-Algesheim. Zu diesen Mitgliedern zählen, wie schon erwähnt, Moritz Seligmann, aber auch Hieronymus Mayer, der 1938 nach England auswanderte, oder Simon Nathan, der in Luxemburg starb.

Aus den Protokollbüchern lässt sich erschließen, dass es für die Gau-Algesheimer Radfahrer nicht ungewöhnlich war, dass Juden ihrem Verein beitraten. Die jüdischen Mitglieder übernahmen führende und wichtige Positionen des Vereins und wurden folglich, nicht von anderen Mitgliedern aufgrund ihrer Religion benachteiligt. Es lässt sich somit auch kein Hinweis im Protokollbuch finden, dass der RV Juden nach 1933 aufgrund der Gleichschaltungsgesetze ausschloss.

7. Fazit

Aus der Betrachtung der Vereinsgeschichte um 1933 ist mir bewusst geworden, dass das Gleichschaltungsgesetz und die damit verbundenen Veränderungen den Verein weniger betrafen als zunächst vermutet. Die im März und April 1933 eingeführten Gesetze bewirkten im Radsportverein lediglich die Umformung der Vorstandsmitglieder, sodass beispielsweise der „1. Vorsitzende" seit der Außerordentlichen Generalversammlung am 19. Juni 1933 den Titel „Führer" trug und dieser daraufhin die weiteren Ämter des Vereins besetzen konnte. Die spürbareren Folgen der neuen Politik stellten sich erst in den darauf folgenden Jahren heraus. Der Radsportverein, aber auch viele andere Vereine der Region und Nation, wurden mehr und mehr durch Hitler kontrolliert und beeinflusst, sodass sich deren Vereinsarbeit maßgeblich darauf ausrichtete, dem System zu entsprechen.

Die in dem Titel der Facharbeit erwähnte „Unterdrückung" lässt sich im Verein innerhalb katholisch geprägten Gau-Algesheims kaum feststellen, auch weil der Radfahrerverein als einer der vier Sportvereine der Stadt (TV, RV, SV und DJK) und die Mehrzahl seiner Mitglieder nicht eindeutig einer politischen Position zuzuordnen war. Zu Beginn dieser Arbeit war ich überzeugt, dass die neuen Gesetze der Nationalsozialisten die Vorstandszusammensetzung des Vereins maßgeblich beeinflussten. Ich dachte, dass alle jüdischen Mitglieder unverzüglich aus dem Verein austreten müssten, was sich allerdings in den Recherchen nicht bestätigte.

Alles in allem trug die Gleichschaltung Folgen für den Radsportverein 1898 e.V. Gau-Algesheim mit sich, die sich besonders in der Ausführung des „Führerprinzips" und der Beeinflussung durch die staatlich organisierten Organisationen zeigten. Die im Titel der Facharbeit erwähnte Unterdrückung, die sich vorwiegend auf die Juden und Marxisten bezieht, fand im Radsportverein kaum oder sogar gar nicht statt. Dies bestätigt sich dadurch, dass im Protokollbuch keinerlei Vermerke sind, dass jüdische Mitglieder den Verein aufgrund der Gleichschaltung verlassen mussten, und dass sie nach 1933 weiterhin wichtige Ämter innehatten.

 

8. Protokoll der Außerordentlichen Generalversammlung am 19.6.1933

Gau-Algesheim, den 19. Juni 1933

Außerordentliche Generalversammlung

Tagesordnung

  • 1.) Gleichschaltung
  • 2.) Bundesfest

Bundesvorsitzender Sportkollege Georg Presser eröffnet die leider schwach besuchte Versammlung mit Worten der Begrüßung u. des Dankes an die erschienenen. Der Vorsitzende weißt auf Gesetz u. Ziele der Gleichschaltung im gesetzlichen Sinne hin und bittet seine Person im Rahmen der heutigen Versammlung als neutral ansehen zu wollen.

Hierauf eröffnet der Vorsitzende über P. 1) die Diskussion und erteilt der Versammlung das Wort unter vorherigem bemerken, dass der alte Vorstand in seiner letzten Vorstandssitzung seine Ämter zur Verfügung stellte.

Sportkollege Johann Kornely macht hierauf den Vorschlag den seitherigen 1. Vorsitzenden wiederzuwählen mit Rücksicht auf seine seitherigen Tätigkeit und rege Umsicht zum Wohlergehen des Vereins.

Die Versammlung akzeptierte diesen Vorschlag und wählte einstimmig seinen seitherigen Vorsitzenden mit vollem Vertrauen zu seinem ersten Führer.

Unser neuerwählter Führer ernannte hierauf seine weiteren Unterführer und zwar

  • Joh. Hellmeister II                  zum Stellvertreter
  • Joh. Krichten                          zum Schriftführer
  • Joseph Deister                       zum Kassierer
  • Joh. Kaiser                            zum Inventarverwalter
  • Joh. Kornely &
  • Adolf Schmitt                         zum Beisitzer
  • Franz Deister                         zum Sportführer (durchgestrichen: I. Fahrwart)
  • Franz Lanius &
  • Franz Kling                            als Fahrwarte
  • Bernhard Deister                   Fähnrich

Sämtliche ernannten Herrennahmen Ihre Ämter an und versprachen sich fernerhin mit allen Kräften einzusetzen zum besten und Wohle des Vereins.

Zu 2) Bundesfest in Appenheim ergreift der Bundesvorsitzende Georg Presser das

Wort und erläutert in klaren Zügen den Gang dieses Festes. Auch wird die sportliche Betätigung im allgemeinen gestreift und bleibt hier sehr viel zu wünschen übrig. Auch gibt Herr Presser einen Überblick über inen eventuell spätere Umgestaltung des Radsports.

Offizielle Abfahrt erfolgt um ½ 12 Uhr.

Das Korso steht um Punkt 1 Uhr.

Gefahren wird Rosenschmuck. Jeder Fahrer hat selbst für Rosen zu sorgen, mit Rücksicht auf die Kostenfrage und müssen bis um 8 Uhr Sonntag früh bei Mitglied link nach Möglichkeit abliefern. Farnwedel stellt der verein.

Die Buketts werden vom Verein angefertigt. Alles übrige regelt jeder Fahrer selbst.

Insbesondere wird noch darauf hingewiesen, dass jeder teilnehmender Fahrer sich an der nationalen Kundgebung zu beteiligen hat.

Anzug Sporthose u. Sportstrümpfe, weißes Hemd, schwarzer Schlips, blaue Mütze, Schüler ohne

Es wird beschlossen am Mittwoch u. Freitag abend jeweils 8 Uhr eine Korsoübungsfahrt abzuhalten. Sämtliche Mitglieder haben sich daran zu beteiligen. Ferner wird beschlossen, dass der Verein die Korsokarten im Betrage von 50 Pfg je Fahrer bezahlt.

Hierüber Protokoll

 

N. Link                                    Wilh. Hamann

 

9. Verzeichnis verwendeter Quellen und Literatur

Quellen

Protokollbücher des Radfahrervereins 1898 Gau-Algesheim,

  • Band 1, 1898 - 1902,
  • Band 2, 1902 - 1923,
  • Band 3, 1923 - 1932,
  • Band 4, 1932 - 1939

25-Punkte-Programm der NSDAP,

Gleichschaltung,

Radsportverein Unterweissach 1905 e.V.: „Vereinschronik",

Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität,

Reichstagswahl Dezember 1924,

Reichstagswahlen 1930 bis 1933 (Stimmenanteil und Mandate),

Die Verfassung des Deutschen Reichs,

Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat,

Vorläufiges Gesetz der Gleichschaltung der Länder mit dem Reich",

Zweites Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich,

 

Literatur

  1. Bedürftig, Friedemann, Sport für den Führer, DIE ZEIT, Nr. 51 vom 14. Dezember 1984
  2. Hellriegel, Ludwig, Judaica. Die Geschichte der Gau-Algesheimer Juden, 2. Auflage, Gau-Algesheim 2004
  3. Radfahrer-Verein 1905 Finthen e.V. (Hrsg.), 100 Jahre Radfahrer-Verein Finthen 1905 e. V., Finthen 2005
  4. Radsportverein 1898 e. V. Gau-Algesheim (Hrsg.), 100 Jahre Radsportverein 1898 e. V. Gau-Algesheim 1898 - 1998, Gau-Algesheim 1998
  5. Schmitz-Berning, Cornelia, Vokabular des Nationalsozialismus, Berlin/New York 2000
  6. Stadt Gau-Algesheim (Hrsg.), Gau-Algesheim. Historisches Lesebuch, Ingelheim 1999
  7. Turnverein "Eintracht" 1880 e. V. Gau-Algesheim (Hrsg.), 100 Jahre Turnverein "Eintracht" 1880 e. V. Gau-Algesheim, Gau-Algesheim 1980