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Illustrationen aus den "Fliegenden Blättern"

Die "Fliegenden Blätter" waren eine humoristische Wochenschrift, die mit vielen Illustrationen angereichert von 1845-1944 in München erschien. Über die Jahre und Jahrzehnte nutzten die Illustratoren das Fahrrad und das Radfahren als beliebte Sujets für ihre humoristischen Geschichten und Bilder.

Einige Beispiele sollen zeigen, welche Aspekte aus der technischen Entwicklungsgeschichte und dem gesellschaftlichen Gebrauch des Fahrrades thematisiert werden.

Technische Entwicklung und aktueller Bezug

Keine Pferde mehr. Das Velocipède für den Kriegsgebrauch.

Beinahe der Entwicklung des Fahrrades vom Vélocipède zum Hochrad ist das Bild aus dem Jahre 1869 voraus, denn erst 1870 brachten Starley & Hillman das Hochrad "Ariel" auf den Markt.

Im Unterschied zu den Vélocipèdes, die Pierre und Ernest Michaux auf der Pariser Weltausstellung 1867 präsentierten, zeigt das Hinterrad der im Kampfgetümmel abgebildeten Fahrräder einen deutlich verminderten Durchmesser.

Weltweit bestimmen Kriege das öffentliche Leben, z.B. der Bürgerkrieg in den USA (1861-1865), der Deutsche Krieg (1866), die italienischen Unabhängigkeitskriege (1848-1870).

Kritik der Modernisierung

Das Velocipède in neuester Vervollkommnung für Menschen und Vieh.

Mit der technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen gehen meist Vorbehalte und Ängste einher, die im jeweiligen historischen Moment real sind, auch wenn sie der Nachwelt als übertrieben oder gar absurd erscheinen.

Das Fahrrad mag aus heutiger Sicht nichts oder nur wenig zur Beschleunigung des menschlichen Lebens beigetragen haben, aber der Pointe des Bildes, dass das Vélocipède Ausdruck und Mittel einer unaufhaltsamen Entwicklung sei, kann man sich kaum verschließen.

Das "Rhönrad" wurde übrigens erst im 20. Jh. von dem 1890 im pfälzischen Reichenbach geborenen Schlosser, Eisenbahner und engagierten Gewerkschafter Otto Feick erfunden.

Ideal und Wirklichkeit

Zwischen dem vorgestellten Ideal-Bild und den Erscheinungsformen der Wirklichkeit liegt immer eine Differenz, - "... und das ist gut so!"

Manchmal werden diese Unterschiede zur Quelle oberflächlicher Polemik, meist aber zeigen sie, in welchem Maße die bisherigen Lebensverhältnisse schon in Bewegung geraten sind.

Zum Thema "Frauenemanzipation" liefert die Geschichte des Fahrrades und des Radfahrens widersprüchliche Hinweise: einerseits erweiterte das Radfahren die Mobilität der Frauen vor allem der Begüterten und schuf neue Möglichkeiten, sich selbstständig ein Stück Welt zu erschließen, andererseits wurden nicht das Radrennen, sondern lediglich "der Korso und das Reigenfahren als angemessen und schicklich bewertet. Bei den Festzügen auf Fahrrädern oder der Vorführung von Fahrübungen waren die weiblichen Eigenschaften Disziplin und Geduld gefragt. Die Räder wurden zusätzlich mit Blumen geschmückt und am Ende war alles hübsch anzusehen." (PM der Stadt Münster, 21. März 2002)